10 Schritte zu mehr Verwundbarkeit und was sie mit der Muskelpanzerung in der Körperarbeit zu tun haben
- Janna Wallraven
- 4. Nov. 2024
- 5 Min. Lesezeit

Verwundbarkeit zu leben und zu verkörpern ist eine lebenslange, aber wichtige und wertvolle Aufgabe, und wir dürfen sie ein ganzes Leben lang trainieren und uns immer wieder in unserer eigenen Verwundbarkeit üben.
Doch warum ist Verwundbarkeit so wichtig?
Wenn wir dieses eine Leben, in dem wir gerade stecken, wirklich leben wollen, uns spüren wollen, das Leben spüren wollen, müssen wir den alten Schutzmantel aus alten Wunden und Verletzungen irgendwann ablegen. Das darf sanft und nach und nach geschehen. Doch halten wir an alten Verletzungen und Wunden fest und wollen nicht verletzt werden, bauen wir Mauern auf – vor allem auch körperlich-energetisch eine Muskelpanzerung um uns herum. Wir können dann nicht das aussenden, was wir senden wollen, oder es kommt verfälscht beim Gegenüber an. Auch können wir nicht erkennen und spüren, was wirklich zu uns zurückfließen möchte und welche Geschenke uns das Leben bereitet. Tatsächlich leiden wir. Fehlende Verwundbarkeit führt und verankert uns im Leiden und im Leid.
Vielleicht kennst du es von dir selber oder von anderen Menschen – diese Aufforderung und diese unausgesprochene Energie von: „Bitte verletz mich nicht, bitte liebe mich und zeig mir, dass ich wichtig bin,“ aus dem Ursprung und der Angst: „Ich will nie wieder verletzt werden.“
Wir bauen eine Wand auf, und das, was wir leben und senden wollen, kommt nicht mehr nach außen.
Ich schreibe dies aus eigener Erfahrung, dass das Leben einem alles nehmen kann und man nicht mehr gefühlt und gehört wird, wenn wir uns weigern, uns wieder zu öffnen und an unserer Verwundbarkeit zu arbeiten.
Fehlende Verwundbarkeit und muskuläre Panzerung erzeugen nach und nach einen kontinuierlichen Stresston in uns. Irgendwann wird er leiser, aber nicht, weil er abklingt, sondern weil wir uns zu sehr an ihn gewöhnen und ihn zu unserer neuen Realität machen. Wir vergessen, wie ein Leben ohne diesen Stresston sich anfühlt.
Menschen, die ihre Verwundbarkeit nicht leben, fühlen sich von allem verletzt und beziehen jede Handlung im Außen auf sich. Sie haben diese Angst vor Verletzung und diese Angst zu fallen. Doch sobald wir in diese Schutzhaltung gehen, verletzen wir uns selbst am meisten. Uns abzugrenzen und kurzfristig zu schützen ist wichtig. Von alten Wunden zu heilen, uns den Raum für Regeneration und Heilung zu gewähren, ist wichtig und das Wertvollste, was du für dich und dein Leben tun kannst.
Jeder Schutzmantel und jede Körperpanzerung ist wichtig, und dein Energiesystem und dein Körper tun dies mit und in ihrer eigenen Intelligenz. Gewebe wird hart und fest, damit die Wunde darunter wieder heilen kann. Doch irgendwann müssen wir diesen Schutzmantel wieder abnehmen; zu oft haben wir uns an ihn gewöhnt, obwohl die Heilung schon abgeschlossen ist.
Echter Schutz kommt von innen. Vielleicht hatten wir als Kinder noch nicht die passenden Ressourcen und Fähigkeiten, um diesen Tropfen der Verletzung in uns abzufangen und nicht zu tief sickern zu lassen. Doch heute verfügst du über dein eigenes Leben und Handeln und darfst dir deine Verwundbarkeit und deine Liebe wieder zurückerobern – Stück für Stück und Schritt für Schritt.
Hier findest du 10 Schritte, um dich in Verwundbarkeit zu trainieren und von innen nach außen wieder zusammenzuwachsen:
Stelle dir immer wieder die Frage:„Was hält dich zusammen, wenn alles im Außen einbricht? Wo liegen deine echten Wurzeln? Was hält sich am Boden und auf der Erde, wenn der Tornado um dich herum ausbricht? Welche Dinge und was in dir hält dich zentriert?“Dinge, die du für dich kultiviert, trainiert und entwickelt hast – welche sind es? Welche Stärken, welche Schwächen, welche Talente, Fähigkeiten, welche Eingeständnisse, blinde Flecken, die du über dich selbst aufgedeckt hast, auch wenn das Hingucken schmerzvoll war? Momente aus der Vergangenheit, die du gemeistert hast, obwohl du dachtest, es gibt keinen Ausweg. Das, was dich weitermachen ließ, auch wenn du dachtest, es gibt keinen Ausweg. Was hat dich weitermachen lassen? Schicke dein Unterbewusstsein auf die Suche.
Der beste Schutz im Leben ist zu wissen und zu erkennen, was deine echten Schwächen und was deine echten Stärken sind.Beides hat gleichermaßen Gewicht. Wo läufst du immer wieder gegen eine Wand? Was kannst du noch nicht? Was darfst du noch lernen und üben? Wohin reichen deine Fähigkeiten noch nicht oder wo traust du dich noch nicht weiterzugehen aus Angst zu scheitern und zu versagen?
Erkenne deine Fähigkeiten und deine Erkenntnisse aus den Momenten, in denen du dich wirklich verändert hast.Finde die Situationen, wo du gewachsen bist. Was lebst du heute schon aufgrund deiner Fähigkeit, dich zu verändern? Was hast du bereits schon verändert? Scanne deine letzten zehn Jahre einmal. Hole Bilder nach oben und schaue, was du heute kultiviert hast, was du damals noch nicht konntest. Was du früher noch aggressiv festgehalten hast und heute vielleicht nicht mehr da ist. Welchen Weg bist du danach gegangen? Was hat sich verändert, und wo bist du gewachsen?
Finde all die Beispiele aus deinem Leben für jeden Moment, wo du wieder aufgestanden bist.Momente, Orte, Situationen, Menschen – erinnere dich an sie.
Stelle einen Lebenskontrast her.Baust du dir den Alltag so auf, dass eigentlich nicht viel passieren kann? Routinen, Abläufe, immer wieder dieselben Strukturen und Menschen? Ist dein Leben berechenbar? Dies kann zeitweise wichtig für deine Regeneration und die Regulierung deines Nervensystems sein, doch gleichzeitig verarmen deine Fähigkeiten und Talente. Du und dein Leben, ihr braucht Höhen und Tiefen. Vielleicht hast du Angst vor der Höhe, weil du, wenn du unten bist, keine Fähigkeiten mehr hast, wieder hochzukommen. Finde Wege für dich, deine Emotionspalette hochzufahren, in dem Wissen, dass auch Tiefen kommen werden. Werde dir darüber bewusst. Kultiviere die Fähigkeit, deine Schwingung hochzuhalten oder wieder hochzubringen. Kenne dich. Erkenne, was du brauchst. Ich habe für mich eine „Reset-Liste“ mit Dingen, die wirklich für mich funktionieren. Welche sind deine? Wenn du weißt, dass du dich auffangen kannst, wirst du dich trauen, dein Energieniveau auszuweiten.
Erforsche und kenne deine Schatten und Projektionen.Was projizierst du nach außen, weil du es selber an dir nicht erkennen willst? Werde dir darüber bewusst. Was lehnst du an anderen am meisten ab? Was dürfte niemals auf deinem Grabstein stehen, was dürfte niemals jemand über dich erfahren? Zu wem wirst du, wenn du keine Kraft mehr hast, eine Fassade hochzuhalten?
Werde dir deiner Wunden bewusst.Verwundbarkeit bedeutet, dass du dir deiner Wunden bewusst wirst. Jede Wunde ist auch eine Verletzung, aber nicht jede Verletzung wird zu einer Wunde. Eine Wunde öffnet dich. Eine Wunde ist ein Tor, ein Portal, eine Tür, ein Potenzial, eine Fähigkeit. Jeder Wunde liegt eine Verletzung zugrunde. Irgendwas hat dich verletzt, aber nur, weil du in der Lage warst, hinter der Verletzung auch die Wunde zu sehen und das, was sich durch die Verletzung öffnet, hat sich die Verletzung zu einer Wunde transformiert.
Rumi: „Die Wunde ist der Ort, wo das Licht durchdringt.“
Eine Wunde ist der Ort, wo Licht nach außen, aber auch nach innen fließt und Heilung geschieht.
Stelle dir die Frage:„Bin ich schon dort, dass die Verletzung zu einer Wunde wurde?“ Bist du schon dort? Und welchen versteckten Nutzen findest du, wenn du die Verletzung weiter in dir leben lässt?
Trainiere und aktiviere deinen Kampf- und Fluchtmodus bewusst und freiwillig.Fehlende Verwundbarkeit und Muskelpanzerung führen zu einem kontinuierlich überladenen Nervensystem. Es sorgt dafür, dass dein Kampf- und Fluchtzentrum sehr einfach getriggert werden kann. Weil dein System das weiß, willst du dich immer mehr vom Leben abschotten, dich zurückziehen.
Arbeite bewusst mit deinen Reaktionen und triggere sie. Trainiere den Punkt, an dem du sonst stagnierst. Übernimm dich nicht. Sei dir bewusst. Werde okay mit dem Gefühl, die Nerven nicht mehr so schnell zu verlieren. Das kannst du durch Sport, Hitze, Kälte. Aktiviere dich und gehe danach bewusst in die Ruhe und Regulation.
Mache die Arbeit, die deinen Selbstwert erkennen und eren lässt.
Erschaffe dir Mikro-Erfolgserlebnisse.
Lebe deinen persönlichen Wertekodex.
Mache das, was du dir vornimmst. Wenn du es nicht schaffst, starte von Neuem – immer wieder.
Baue deinen inneren Ort von Tiefe, Stärke und Weisheit aus.
Durch körperzentriertes Coaching und meine Rebalancing-Massagen kannst du tief verankerte Schutzmuster und Muskelpanzerungen sanft lösen. So wächst deine Fähigkeit, Verwundbarkeit und Selbstwahrnehmung Schritt für Schritt zu leben. XOXO JANNA
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